Antisemitismus der, politisch-ideologischer Sammelbegriff zur Kennzeichnung unterschiedlich motivierter individueller und kollektiver

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Der Antisemitismus 1917/18 bis 1945

Nach der Niederlage Deutschlands und Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg und der Verarmung und politischen Desorientierung breiter Schichten in diesen Ländern nahm der Antisemitismus an Umfang und Schärfe besonders in den extrem rechtsgerichteten, antiparlamentarischen Kreisen zu. Sie schoben den Juden als angeblichen Anhängern des »Bolschewismus« die Schuld am Umsturz von 1918 (»Novemberrevolution«) zu; der Mord an dem deutschen Außenminister W. Rathenau (1922) stand in diesem Zusammenhang. Sie erklärten den Einfluss der Juden in Wirtschaft, Kunst und Literatur als

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Begriff

Der seit den 1880er Jahren verbreitete Begriff bezeichnet sowohl die Abneigung oder Feindseligkeit gegen Jüdinnen und Juden

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Ältere Formen der Judenfeindschaft

Eine frühe Judenfeindschaft war bereits in der Antike zu beobachten. Dabei stand der jüdische Monotheismus im Vordergrund der Ablehnung. Mit dem Aufkommen des Christentums suchte der neue Glauben sich von seinen jüdischen Ursprüngen abzusetzen und etablierte einen gleichsam religionsstiftenden Gegensatz zwischen Christen und Juden. Eine gewalttätige Judenfeindschaft trat im Mittelalter mit den Kreuzzügen auf, die v. a. im Rheinland zu Massakern an den Juden führten. Eine institutionalisierte Form der

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Die Entstehung des modernen Antisemitismus

Mit der Veränderung der gesellschaftlichen und politischen Strukturen in Europa in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (Herausbilden der modernen Industriegesellschaft, Erstarken des Nationalstaats, Aufkommen des Nationalismus) entstand eine neue, stärker politische, vornehmlich aber auf die vermeintliche »biologische« Herkunft abzielende Judenfeindschaft. Dieser moderne (völkisch-rassistische) Antisemitismus ist die säkular gewordene Form der traditionellen Judenfeindschaft; sie richtet sich

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Der Antisemitismus vom 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg

Größeren Einfluss gewann der moderne Antisemitismus aber erst im späten 19. Jahrhundert im Zusammenhang mit der durch die ernsten Wirtschaftskrisen der großen Depression (1873–95/96) verursachten Krise des Liberalismus und der durch die industrielle Revolution eingeleiteten sozialen Umschichtung. Vor allem seit dieser Zeit verbanden sich antisemitische Vorstellungen in immer stärkerem Maße mit nationalistischen, aber auch mit monarchisch-konservativen, christlichen, antiliberalen und antikapitalistischen Vorstellungen: In (gefühlsmäßig-irrationaler oder auch radikaler) Ablehnung des als Bedrohung empfundenen Fortschritts wurden in fast allen europäischen Ländern Juden stigmatisiert zum

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Ächtung und Wiederaufleben des Antisemitismus

Der Genozid am europäischen Judentum, den der deutsche Nationalsozialismus in Europa in Gang setzte, führte zu einer weltweiten Ächtung des Antisemitismus.

Antisemitische Handlungen und Äußerungen (z. B. Zeigen des »Hitlergrußes«), Verwendung nationalsozialistischer Embleme und insbesondere die Leugnung oder Verharmlosung des Genozids an den Juden während des Zweiten Weltkriegs (Auschwitz-Lüge) werden in der Bundesrepublik Deutschland auf der Grundlage des grundgesetzlich verankerten Diskriminierungsverbots strafrechtlich verfolgt. Die vielfältigen Bemühungen um eine »Aufarbeitung« der nationalsozialistischen Verbrechen – ob durch historische Forschung, philosophische und publizistische Darstellungen oder

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Werke

Weiterführende Literatur:

G. Aly: Europa gegen die Juden 1880–1945 (2017).
W. Benz: Antisemitismus. Präsenz u. Tradition eines Ressentiments (2015);
D. Nirenberg: Anti-Judaismus. Eine andere Geschichte des westlichen Denkens (aus dem Amerikanischen, 2015); 
M. Schwarz-Friesel u. J. Reinharz: Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert (2013);
G. Jikeli: Antisemitismus u. Diskriminierungswahrnehmungen junger Muslime in Europa  (2012);
S. Salzborn: 
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Quellenangabe
Brockhaus, Antisemitismus. http://brockhaus.at/ecs/enzy/article/antisemitismus